Wilhelm: Ich habe dieses Thema erstellt damit wir hier alle Diskussionen zu Motoröl abhandeln können, viel Spaß!
Das Thema Öl ist extrem umfangreich und wird leider häufig in Foren mit Stammtischweisheiten abgetan die nichts wert sind.
Um das Thema vollständig umgreifen zu können bräuchte es mindestens einen eigenen Forenbereich.
Um mal bei der ursprünglichen Frage zu bleiben. Nein es macht keinen Sinn.
Die Haupt-Verschleißschutzadditive in einem Motoröl waren und sind zum größten Teil einfach Phosphor und Zink und vorallem Zink produziert viel Asche wenn es verbrennt, daher ist das dann schlecht für den Partikelfilter. Daher sind beide Additive reduziert, da sich beide beeinflussen, damit hält man den Anteil der Sulfatasche gering. Nun unterscheidet man Motorenöle nach FullSaps, MidSaps und LowSaps. Ein FullSaps hinterlässt normalerweise 1,2-1,6% Sulfatasche.
Ein PKW MidSaps hat da eine Obergrenze von 0,8% und bei LKW liegt die Grenze bei 1%.
Ein LowSaps hat eine Grenze von 0,6%.
Mittlerweile ist man auf dem Weg zinkfreie Additivpakete herzustellen, man ist da aber noch gaaaanz am Anfang, es gibt zwar mittlerweile ein paar Öle auf dem Markt mit deutlich reduziertem Zinkpaket, aber komplett zinkfrei ist noch ein Novum.
Daneben gibt es natürlich bspw. auch noch häufig Molybdän als reibungsreduzierendes Additiv. Genauso gibt es Wolfram, ist aber selten.
Gleichzeitig war Kalzium lange Zeit ein Reinigungsadditiv genauso wie Bor, mittlerweile geht man weg vom Kalzium verstärkt in Richtung Magnesium einfach aus dem Grund, dass Kalzium bei einigen Motoren zu LSPi Problemen führt und wenn man sich sicher sein will von diesem Problem befreit zu sein, dann achtet man auf die APi SN Plus oder nun ganz neu die APi SP die aber erst am 1.5.20 freigegeben wurde. Dort will man sich künftig auch verstärkt mit zinkarmen/freien Ölen beschäftigen.
Da das hier noch nicht lang genug ist.
Warum nehmt Ihr ein 0w-40. In unseren Breiten bringt das nur Nachteile mit sich. Mal wieder eine stark vereinfachte Darstellung.
Ein Öl besteht aus verschiedenen dünnen Grundölen und wird durch Polymere auf seine Zielheißviskosität verdickt. Das ist soweit noch kein Problem, wenn sich jedoch zwei Oberflächen mit hoher Geschwindigkeit gegeneinander bewegen, man spricht von Sheer, dann verlieren diese Polymere ganz oder teilweise Ihre Funktion. Je höher das Öl belastet wird desto stärker ist dieser Effekt und manche Polymere werden auch zerschert und das Öl wird dünner. Vorallem Motorradmotoren zu beobachten ist aber auch bei Automotoren je nach Konstruktion ein Problem.
Diese Belastung tritt vorallem an Stellen auf an denen man gerade verstärkt Verschleiß verhindern will, an den Kurbelwellenlagern, den Kolbenringen, den Nockenwellen.
Hat man nun eine geringere Spreizung, hat man ein stabileres Grundöl und man sollte sich von dem Gedanken losreißen, dass Viskosität=Qualität ist. Das ist ein Kind des Marketing.
So kalt wird es bei uns nicht. Ein 10w muss bis mindestens -30°C pumpbar sein. Da Flüssigkeiten nicht komprimierbar sind gibt es da, solange das Überdruckventil nicht öffnet auch keinen nennenswerten Unterschied in der Durchölungszeit. Diesen in unseren Breiten minimalen Vorteil erkauft man sich mit einem Sack voll Nachteile.
Jetzt werden viele mit den Augen drehen, aber ich fahre in meinen Fahrzeugen überwiegend 10w40 und habe damit in Analysen meist mit Abstand die niedrigsten Werte. Natürlich gibt es in dem Bereich auch viel Mist auf dem Markt da das in den Köpfen die Brot und Butter Klasse ist, genauso gibt es da aber auch wirkliche Kracher.
Natürlich, wenn der Motor daraufhin konstruiert wurde ist auch ein 0w8(auch eine neue Erfindung) kein Problem. Honda hat mittlerweile ein 0w8 im Programm und die Mazda Skyactive Motoren liefern auf 0w20 traumhaft gute Werte. Dafür müssen aber die Lagerspiele sehr gering sein, ebenso die Öberflachenrauhigkeit. Genauso müssen die Fertigungstoleranzen sehr gering sein, damit das ganze in der Breite haltbar ist. Sowas ist nunmal teuer.
VW verwendet mittlerweile auch ein 0w20 nach VW508/509 und die neuen Motoren die daraufhin umkonstruiert wurden laufen damit auch erstaunlich gut. Die Papierform hat sich nicht verändert, davon nicht täuschen lassen, aber die Analysen zeigen es.
Zuvor waren die auf 5w30 sehr mittelmäßig und nun auf 0w20 mit den neuen Lagern sehr gut.
Ich hoffe das war jetzt nicht zu ausführlich und ich habe versucht das Thema so oberflächlich wie möglich anzukratzen. Bei Fragen beantworte ich die natürlich aber da bräuchte es eher wieder einen eigenen Thread und erfahrungsgemäß artet das da schnell aus.