Motorsport-Geschichte von Mercedes-Benz – Newsletter 5/2020

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  • Der Wille zum Wettbewerb prägt die vielfältige Rennsporthistorie von Mercedes-Benz
  • Vor 65 Jahren: 1955 wird eine der erfolgreichsten Motorsportsaisons in der Markengeschichte
  • Vor 85 Jahren: erste Europameisterschaft der Silberpfeile im Jahr 1935

Stuttgart. Von der ersten Automobilwettfahrt in den Vereinigten Staaten von Amerika vor 125 Jahren bis zur Krönung der Rallyesiege vor 40 Jahren: Der Wille zum Wettbewerb prägt die so vielfältige wie erfolgreiche Geschichte des Motorsports von Mercedes-Benz. Daran erinnert die Marke nach dem großen Jubiläum „125 Jahre Motorsport von Mercedes-Benz“ im vergangenen Jahr auch im Herbst 2020 mit glänzenden Momenten ihrer einzigartigen Rennsportgeschichte. Dieser Newsletter von Mercedes-Benz Classic widmet sich unter anderem der ersten Europameisterschaft von Rudolf Caracciola vor 85 Jahren, der herausragenden Motorsportsaison der Markengeschichte vor 65 Jahren, der Rallye-Europameisterschaft vor 60 Jahren und dem 120. Geburtstag des Mercedes-Benz Rennfahrers Hans Stuck.

Amerikanische Premiere 1895: Vor 125 Jahren gewinnt Oscar Mueller auf einem Benz Vis-à-Vis am 2. November 1895 den „Chicago Times-Herald Expo Run“. Diese erste automobile Wettfahrt in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika führt von Chicago nach Waukegan und zurück über eine Strecke von 92 Meilen (rund 148 Kilometer). Der Verleger Herman Henry Kohlsaat richtet sie aus, es gibt nur zwei Starter, und lediglich der Industriellensohn Mueller kommt nach mehr als acht Stunden ins Ziel. Wenige Wochen später belegt sein Fahrzeug am 28. November 1895 beim von Sturm und Frost begleiteten „Chicago Times-Herald Contest“ den zweiten Platz. Damit beginnt nur anderthalb Jahre nach der ersten automobilen Wettfahrt der Geschichte überhaupt ‒ von Paris nach Rouen ‒ am 22. Juli 1894 die Geschichte des Motorsports auch in Amerika.

Erstes Goldjahr der Silberpfeile 1935: Mit dem weiterentwickelten Mercedes-Benz 750-Kilogramm-Formel-Rennwagen W 25 gewinnt Rudolf Caracciola vor 85 Jahren die Grand-Prix-Europameisterschaft 1935 und läutet damit endgültig das goldene Zeitalter der Silberpfeile ein. Nachdem er beim Saisonstart für die Mercedes-Benz Rennabteilung am 22. April 1935 beim Großen Preis von Monaco noch mit Motorschaden ausscheidet, gewinnt Caracciola den Großen Preis von Tripolis (12. Mai 1935) sowie die Großen Preise von Frankreich (23. Juni 1935), Belgien (14. Juli 1935), der Schweiz (25. August 1935) und Spanien (22. September 1935). Am 15. Oktober 1935 wird Caracciola von der Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus (AIACR) zum „Champion Européen des Conducteurs pour 1935“ erklärt. Es ist die erste von vielen großen Meisterschaften für die Mercedes-Benz Silberpfeile und der erste von insgesamt drei Europameistertiteln für Caracciola. Zu seiner Siegesserie gehört auch das Internationale Eifelrennen auf dem Nürburgring (16. Juni 1935), das aber nicht Teil der Europameisterschaft ist.

Das überragende Erfolgsjahr 1955: Formel-1-Weltmeisterschaft für Juan Manuel Fangio auf Mercedes-Benz W 196 R, Sportwagen-Weltmeisterschaft für die Stuttgarter Marke mit dem Mercedes-Benz 300 SLR (W 196 S), dazu weitere Titel wie die Tourenwagen-Europameisterschaft (Werner Engel) und die US-Sportwagenmeisterschaft der Klasse D (Paul O’Shea) – jeweils auf Mercedes-Benz 300 SL der Baureihe W 198: Diese Bilanz steht für eine Saison, in der die Wettbewerbsfahrzeuge von Mercedes-Benz kaum zu schlagen sind. Die vielfältigen Erfolge mit Rennwagen, Rennsportwagen und Seriensportwagen vor 65 Jahren machen die Motorsportsaison 1955 zu einem überragenden Erfolgsjahr. An dessen Ende steht jedoch der Abschied vom Rennsport auf der Höhe des Erfolgs. Denn Mercedes-Benz konzentriert sich künftig noch intensiver als bisher auf die Entwicklung neuer Personenwagen und Nutzfahrzeuge.

Rallye-Glanzzeit 1960: Walter Schock und Rolf Moll gewinnen mit einer Mercedes-Benz 220 SE „Heckflosse“-Limousine vor 60 Jahren zum zweiten Mal nach 1956 die Rallye-Europameisterschaft. Der Titel ist ein Höhepunkt jener Epoche von Mitte der 1950er- bis Mitte der 1960er-Jahre, in der seriennahe Tourenwagen der Stuttgarter Marke zahlreiche Siege bei internationalen Rallyes und Straßenrennen erringen. 1960 verbuchen Schock und Moll unter anderem den ersten deutschen Gesamtsieg bei der legendären Rallye Monte Carlo. Vor den Erfolgen mit der „Heckflosse“ sind Schock und Moll auch im Mercedes-Benz 300 SL „Gullwing“ erfolgreich, unter anderem bei der Rallye Sestriere in Italien 1956. Nach ihrer zweiten Europameisterschaft gewinnen Schock und Moll auch das strapaziöse Straßenrennen „Gran Premio Argentina“ des Jahres 1961.

Coupé-Triumph in Afrika 1980: Björn Waldegård und Hans Thorszelius führen vor 40 Jahren im Dezember 1980 den Doppelsieg von Mercedes-Benz in der 12. Rallye Bandama an, die nun offiziell „Rallye Côte dʼIvoire“ heißt. Mit dem 500 SLC Rallyefahrzeug gewinnt das Duo vor seinen Mannschaftskollegen Jorge Recalde und Nestor Straimel die anspruchsvolle Rallye an der Elfenbeinküste. Der 500 SLC ist 1980 die letzte Evolutionsstufe der V8-Coupés der Baureihe C 107, mit denen Mercedes-Benz Erfolge im Rallyesport schreibt. Diese Ära beginnt 1978 mit dem 450 SLC Rallyefahrzeug bei der Langstreckenrallye „Vuelta a la América del Sud“ und führt über den 450 SLC 5.0 bei der Bandama-Rallye 1979 in Afrika zum 500 SLC des Jahres 1980. Ein 500 SL Roadster der Baureihe R 107 wird für die Saison 1981 vorbereitet. Das Fahrzeug kommt aber nicht mehr zum Einsatz.

Geburtstag vor 120 Jahren: Am 27. Dezember 1900 wird in Warschau der spätere Rennfahrer Hans Stuck geboren. Von 1927 bis 1930 begeistert er auf Austro-Daimler als Star von Bergrennen und erhält den Ehrennamen „Bergkönig“. Später feiert Stuck auf Auto Union Erfolge als Grand-Prix-Rennfahrer. Mit der Motorsportgeschichte von Mercedes-Benz verbunden ist Stuck 1931 und 1932 mit Erfolgen auf dem Mercedes-Benz SSKL, aber auch als Impulsgeber für die Entwicklung des Mercedes-Benz T 80 Rekordwagens, der von einem rund 2.574 kW (3.500 PS) starken Flugmotor angetrieben werden soll. Mit diesem Fahrzeug will Stuck den absoluten Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge brechen. Das Projekt beginnt 1936 und endet 1940, ohne dass der T 80 je eingesetzt wird. Die originale Karosserie des Rekordwagens ist im Mercedes-Benz Museum im Bereich „Faszination Technik“ zu bewundern. Das originale Fahrgestell hat Mercedes-Benz Classic 2018 mit einem authentisch rekonstruierten Rohrrahmen und einem Schnittmotor vom Typ DB 603 zu einem einzigartigen Technikobjekt aufgebaut.

Artikel und Fotos: Daimler AG