es hängt natürlich stark davon ab wo man die Öltemperatur misst. Also wirklich gecrackt wird das Öl bei 140°C noch nicht, an den Kolbenringen herrschen ständig 250-300°C und eher wird das Öl mechanisch ,,zerhackt''. Das Öl besteht ja wie gesagt aus einer Mischung von Grundölen bspw. PAO 4cSt, was hier einfach die Grundölart und Viskosität beschreibt. Nun wären diese eben viel zu dünn für einen Motor, das ist den Kalttemperatureigenschaften geschuldet. Es werden zwar noch Pour Point depressent hinzugefügt, die Hauptarbeit hier macht aber das Grundöl selbst. ,,Obenrum'' kann man das Öl wunderbar mit ,,Kleber'' eindicken, dieser hat nur einen Nachteil. Die eindickende Funktion geht sehr stark verloren, wenn sich zwei Oberflächen die sich nah beinander befinden, relativ zueinander, schnell bewegen.
Man muss sich das stark vereinfacht und umgekehrt vorstellen wie eine Maisstärkelösung, die ein nicht newtonsches Fluid darstellt. Hier ist eben der Effekt nur umgekehrt, statt bei schneller Bewegung zu verhärten, ,,verdünnt'' es weiter.
Um diesen Effekt gebührend einbinden zu können, wird nicht nur die kinematische Viskosität (Schwerkraft) gemessen, sondern es gibt unteranderem den HTHS(High Temperature High Shear) Wert.
Dann gibt es noch die dynamische Viskosität, die ist jedoch vorallem für die Tiefsttemperatureigenschaften bzw. die SAE Klassifikation wichtig. Da geht es einfach um die Pumpbarkeit des Öls bei Norm Temperatur.
Als ein Beispiel muss ein 10W-xy bei -25°C eine gewisse mindest Viskosität haben. Gleichzeitig muss es bei -30°C noch problemlos pumpbar sein. Dafür wird dann die dynamische Viskosität bei -30°C gemessen bzw. eben die Kraft die gebraucht wird und diese darf einen fest definierten Schwellwert nicht überschreiten, sonst ist es kein 10w. Hier muss man aufpassen. Keine Regularie verbietet, dass ein 10w gleichzeitig die 5w Anforderungen erfüllt, aber nur als 10w klassifiziert wurde. Das sind Mindestanforderungen die beliebig übertroffen werden dürfen, was dann eben für die passenden Heißtemperatureigenschaften entsprechend mehr Polymere braucht. Mit Folgen für die tatsächliche Viskosität bspw. an den Gleitlagern.
Daher mein hier häufig genanntes Motto, eine möglichst geringe Spreizung zu wählen. Wenn das Grundöl bereits dicker ist, dann brauche ich entsprechend weniger Polymere und habe auch eine viel stabilere HTHS über die Laufzeit hinweg. Häufig wird 3.5 angegeben, dass ist jedoch nur ein Mindestwert für bspw. ACEA A3/B4 Öle.
Wozu brauche ich in Deutschland Pumpbarkeit bei unter -30°C? Währenddessen ist hohe Dauerlast auf der Autobahn durchaus ein regelmäßiger Zustand. Muss am Ende jeder selber wissen.
Außerdem haben die dickeren Öle eine geringere Verdampfungsneigung